Für als Journalisten getarnte PR-Mitarbeiter stehen die Türen der Redaktionen sperrangelweit offen
Natürlich freut man sich als freier Journalist darüber, wie leicht es oftmals ist, Redaktionen Themen anzubieten oder sich als neuen Mitarbeiter vorzustellen. Anruf genügt: „Guten Tag, ich bin freier Journalist. Hätten Sie Interesse an dem Thema XYZ?” Und schon ist man nicht nur im Gespräch, sondern häufig auch im Geschäft.
Doch es stellt sich die Frage: Wenn das bei mir so einfach funktioniert, dann sicher auch bei anderen. Da könnte ja jeder anrufen und sagen: “Ich bin freier Journalist …” – der Mitarbeiter einer PR-Agentur, der Pressesprecher eines Unternehmens oder die Ulknudel, die die Redaktion mit einem fingierten Beitrag foppen will. Es verwundert, dass offensichtlich viele Redaktionen keine Eingangskriterien festgelegt haben, die ein neuer Mitarbeiter erfüllen muss, will er für das Medium arbeiten. Aus reinem Selbstschutz wäre dies eigentlich angeraten. Und natürlich auch, um die Glaubwürdigkeit des eigenen Mediums aufrechtzuerhalten. Denn wenn es PR-Mitarbeitern auf so einfache Weise möglich ist, Inhalte als scheinbar unabhängige journalistische Beiträge zu plazieren, stellt dies letztlich die Unabhängigkeit des Mediums insgesamt infrage.
Mit nur einer Ausnahme von diesem traurigen Regelfall kann ich übrigens dienen: Das Wirtschaftsmagazin “Brand Eins” weist ausdrücklich darauf hin, dass es keine Artikel abnimmt über Personen oder Unternehmen, für die man als Journalist auch PR macht. Außerdem erhält man nach einem ersten Telefonat die Autorenrichtlinien des Verlags. Nur wenn man diese anerkennt, kann man für das Magazin tätig werden.
Das nenne ich vorbildlich, wenn es natürlich auch schwer sein wird, die Einhaltung zu kontrollieren.