Alles, nur bitte keine Kritik!

Friede-, Freude-, Eierkuchen-Berichterstattung in der lokalen Kultur

Immer wieder bin ich als lokaler Kulturberichterstatter unterwegs.  So besuche ich Konzerte von Klassik über Jazz bis Pop sowie  Kabarett, Comedy, Theater. Und natürlich kenne ich  mich nicht überall gleichermaßen aus.

Doch was erwartet man eigentlich von einem lokalen Kulturberichterstatter?
Die Veranstalter wollen natürlich, dass die Veranstaltung in bestem Licht erscheint. Die Künstler wünschen sich eine gute Kritik. Und die Besucher erwarten, dass der Artikel wiedergibt, was sie erlebt und empfunden haben. Und die Redaktion? Die will vermeiden, dass Anzeigenkunden  und die Leser ihrer Zeitung verärgert werden.
Was bleibt dem Berichterstatter also? Entweder er verfasst ein wohlgefälliges Blabla, das niemandem wehtut, oder er setzt sich möglicherweise zwischen alle Stühle.
Berichtet man wohlgefällig, spielt es überhaupt keine Rolle, ob man sich mit der Materie auskennt. Der Könner tut natürlich so, als sei er Experte, verwendet Fachbegriffe, greift auf den passenden Jargon zurück, bläst also heiße Luft auf.
Berichtet man kritisch, sollte man wissen, worüber man schreibt. Denn auch eine wohlwollend formulierte Kritik ist immer noch eine Kritik. Und bekanntlich können nicht alle Menschen damit souverän umgehen.  Manchmal mag auch der persönliche Geschmack eine Rolle spielen. Und über den lässt sich bekanntlich streiten. Nur Streit will keine haben in der lokalen Kultur.
Ein weiterer wichtiger Aspekt kommt hinzu: Oft musizieren oder schauspielern Laien und Amateure. Sie verdienen kein Geld damit. Sie machen es aus Spaß an der Freude.  Sie wollen andere damit unterhalten. Und sie geben sich redlich Mühe damit.
Natürlich kann man solche Darbietungen nicht mit professionellen Maßstäben messen. Aber ein bisschen vielleicht schon, oder nicht? Kann ein Dirigent nicht dankbar sein dafür, wenn ihm Schwächen in seiner Arbeit aufgezeigt werden? Natürlich kann er das, es sei denn, der ist der unumstrittene Herrscher seines Chores und des gesamten Vereins.
Ist also der lokale Kulturberichterstatter dazu verdammt, die Unwahrheit zu schreiben? Oder zu beschönigen, zu vernebeln, zu verschweigen?
Dann wäre es wohl die fairste Lösung, einfach ein Foto abzudrucken und rein nachrichtlich mitzuteilen, dass etwas stattgefunden hat.

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