Manipulationen und Fälschungen bei der Berichterstattung über das Massaker von Winnenden
Das Massaker von Winnenden ist zwar schon einige Zeit her, doch in der April-Ausgabe des Fachmagazins “journalist” (www.journalist.de) ist ein bemerkenswerter Artikel von Jochen Kalka erschienen. Kalka ist Chefredakteur der Zeituschrift “Werben und Verkaufen”, die in München erscheint. Er lebt mit seiner Familie in Winnenden. Seine Frau ist Lehrerin in einem benachbarten Ort, seine Kinder besuchen eine Schule in Winnenden.
Am Tag des Unglücks nun wurde Kalka von seiner Familie über das Vorgefallene benachrichtigt. Er eilte nach Hause und verbrachte die folgenden Tagen bei seiner Familie. Somit erlebte er hautnah sensationslüsterne Reporter rücksichtslose Fotografen, aufdringliche Kameraleute. Fast 50 Übertragungswagen traf man in dem Städtchen an, nicht nur aus dem Inland, sondern auch aus Russland, der Schweiz, aus Frankreich, den USA und sogar vom arabischen Sender Al Jazeera. Viele weit verbreitete Klischees von skrupellosen Journalisten, denen es nur um ihre Story geht, sah man bestätigt. Und auch die Wahrheit wurde verbogen, verfälscht und inszeniert, nur um der Konkurrenz vermeindlicherweise um ein paar Nasenlängen voraus zu sein.
So schreibt Jochen Kalka: “Weil Sender das Filmmaterial und die O-Töne dringend brauchten, bezahlten sie dafür. Für 20 bis 100 Euro wurde Schülern diktiert, was sie zu berichten hätten. Oder sie sollten Blumen und Kerzen ablegen und sich dann weinend umarmen. Auch der Satz ,Tim wurde von seinen Mitschülern gemobbt’ soll gekaufte Filmware gewesen sein.”
Nachrichten sind eben Waren wie Handys und Bekleidungsartikel. Da muss man damit rechnen, dass sie nachgemacht und gefälscht werden, oder nicht?
Nur: Wer schreitet gegen die Missachtung der Grundsätze von Ehik und Moral ein? Der Presserat vielleicht? Nicht umsonst haftet diesem der Ruf ein, ein zahnloser Tiger zu sein.