Reden bis zum Umfallen

Vorsicht! Grußwortredner!

Ein Deutscher, ein Franzose und ein Engländer werden im fernen China zum Tode verurteilt. Jeder hat einen letzten Wunsch frei. Der Franzose wird als Erster gefragt. „Ich möchte noch einmal gut essen. Ein Sechs-Gänge-Menü mit Rotwein.” Er bekommt sein Essen und wird hingerichtet. Der letzte Wunsch des Deutschen: „Ich möchte noch eine große Rede halten.” Darauf der Engländer: „Bevor der Deutsche seine Rede hält, möchte ich erschossen werden.“

Ja, liebe Leser, wir Deutschen sind nicht gerade berühmt für zündende, unterhaltsame Reden. Vielleicht haben Sie selbst schon einen endlosen Reigen langweiliger Grußworte über sich ergehen lassen müssen? Oder Sie haben einen Redenmarathon von zwei Stunden oder länger miterduldet? Leider denken Veranstalter, vor allem wenn diese dem öffentlichen Sektor zuzurechnen sind, bei der Programmplanung meist  nur an die Redner und professionellen Grußwort-Sprecher, nicht aber an das Publikum, das diesen endlosen Wortschwall ertragen muss.

Vor einiger Zeit ereignete sich in einer kleinen  Gemeinde Folgendes:  Es ist Sommer, nahezu 30 Grad im Schatten. Ein Gebäude wird eingeweiht. Der Reigen der Grußwortsprecher ist endlos: Bürgermeister, Minister, Hausherr, Ortsvorsteher, Pfarrer, mehrere Vereinsvorsitzende, Architekt, und, und, und. Der Saal ist klein, die Luft ist dick. Die Zeremonie dauert schon über zwei Stunden lang. Da sinkt die Frau eines Ehrengastes bewusstlos zu Boden.  Der Reden-Marathon musste abgebrochen werden. Der rasch herbeigerufene Arzt stellt fest: Nichts Ernsthaftes.  Nur über die Ursache muss noch gestritten werden: Lag es an der Hitze oder an der durch zu viele Reden verseuchten Luft?
Übrigens:  Die Gemeinde hat aus dem Vorfall gelernt. Zwei Wochen später mussten die Gäste bei der Einweihung eines weiteren Gebäudes fast drei Stunden  ausharren, bis auch das letzte Grußwort gesprochen war. Doch dieses Mal hatte die Gemeinde Vorsorge getroffen:  Die Gäste durften auf Stühlen Platz nehmen.

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